HAUSRAT VERSICHERN: DARAUF SOLLTEN EIGENTÜMER UND MIETER UNBEDINGT ACHTEN.

Es kann ganz schnell gehen: Profis hebeln ein Standardfensterin 10 Sekunden auf, schon ist der Schmuck weg. Starkregen überschwemmt den Weinkeller, Dutzende Flaschen im Wert von mehreren 100 Euro zerbrechen in viele Scherben. Im Bad löst eine defekte Waschmaschine einen Brand aus, das gesamte Mobiliar einer Wohnungwird unbrauchbar. In solchen Fällen hilft eine Hausratversicherung, mit der Mietergenauso wie Eigentümer im Prinzip alle beweglichen Gegenstände in ihrem Zuhause versichern können, Elektrogeräte oder Möbel genauso wie Teppiche oder Bücher, Kleidung oder Bargeld.

Eine Hausratpolice ist deshalb für die meisten Haushalte sinnvoll. Doch viele sind unzureichend versichert. Die Preisunterschiede sind beträchtlich, das zeigt eine aktuelle Untersuchung von Stiftung Warentest. Teurere Verträge können demnach viermal so viel kosten wie günstigere Angebote, sie leisten aber oft auch mehr. Was man über Hausratversicherungenwissen sollte, um nicht drauf zu zahlen: hier ein Leitfaden.

Notwdiger Schutz: Derzeit haben etwa 27 Millionen von 41 Millionen Haushalten in Deutschland eine Hausratversicherung. Was passiert wenn man seinen Hausrat nicht oder nicht richtig versichert, zeigte vergangenes Jahr die Flutkatastrophe im Ahrtal. Nicht alle Opfer hatten eine Hausratpolice mit dem Zusatz, dass auch Naturgefahren abgedeckt sind, sie bekamen ihren zerstörten Hausrat nicht ersetzt. Auch ein Brand kann in einer Wohnung Schäden von tausenden Euro auslösen, gut, wenn dann eine Versicherung zahlt. Trotzdem hält der Bund der Versicherten (BdV)Hausratpolicen für grundsätzlichnachrangig. Wichtiger sei zunächst, Risiken abzusichern, die die Existenz bedrohen, dazu zählen die Privathaftpflicht und die Absicherung gegen die Berufsunfähigkeit. Eine Hausratpolice könne aber für alle sinnvoll sein, die bei einemmöglichenTotalverlust ihres Wohnungsinventarsfinanziell überfordert wären, alles neu zu kaufen.

Guter Rat: Die beste Hausratpolice nützt wenig, wenn das, wofür im Schadensfall Geld von der Versicherung fließen soll, nicht penibel dokumentiert ist und nachweislich vorhanden war. Verbraucherschützer raten deshalb: einfach mit dem Smartphone ein Video von seinem Zuhause aufnehmen und teure Gegenstände wie Schmuck oder ein mitversichertes Fahrrad fotografieren und das so hinterlegen, dass man selbst bei einem Verlust des Smartphones darauf zurückgreifen kann. Was außer Videos und Fotos noch hilft: Quittungen, die den Kauf von sehr teuren Wertgegenständen eindeutig belegen.

Neuer Test: Die Stiftung Warentest hat 247 Tarife von 98 Versicherern untersucht. Im Grundschutz eingeschlossen waren Schäden durch Brand, Blitzschlag, Explosion, Implosion, Einbruch, Vandalismus, Leitungswasser, Sturm und Hagel. Hierfür zahlt der Kunde keine Selbstbeteiligung. Modell ist ein 40-jähriger Angestellter mit einer 100 m² Eigentumswohnung in der zweiten Etage eines Mehrfamilienhauses. Der Kunde schließt einen Neuvertrag ab, ein Jahr Laufzeitmit jährlicher Zahlung, ohne dass er Schäden in den vergangenen fünf Jahren hatte. Untersucht wurden die Preise an zwei Orten: Jena gilt als preisgünstiger Ort mit geringem Einbruchrisiko; Krefeld gilt als teurer Ort mit hohem Risiko. Verschiedene Tarife: Die Warentester analysiertenTarife ohne und mit dem Zusatzschutz fürNaturgefahren, auch Elementarschutz genannt, der zum Beispiel bei Überschwemmungen,Lawinen und bei Schäden durch Starkregen greift. Er sei vor allem dann sinnvoll, wenn man im Erdgeschoss wohnt oder wertvolle Sachen im Keller oder der Garage lagert. Oft koste dieser nur 10-20 Euro jährlich extra.

Große Kostenunterschiede: In Jena ist laut der Untersuchung der günstigste Anbieter ohne den Baustein Naturgefahren der Versicherer DOCURA, gefolgt von Waldenburger, Ammerländer, Friday und MVK. Zum Vergleich:bei den teuersten Anbietern kann dieser Tariffürdenselben Modellkunden mehr als 200 Euro kosten. In Krefeld, wo Diebe häufiger Immobilienheimsuchen, müssen Versicherte etwas mehr zahlen: günstigster Anbieter hier ist HUK 24, gefolgt von LBN, MVK, Docuraund Friday. Die Preise bei kostspieligerenKonkurrenten können mehr als 300 Euro betragen. Doch Vorsicht: billig muss muss nicht immer gut sein, das zeigt ein Blick in die Versicherungsbedingungen. So sind beim Anbieter DOCURA dem Test zufolge Rauch-und Rußschädengar nicht versichert, der Diebstahl von Gartenmöbel nur in einer Spanne von 500-1.500 Euro und auch die Übernahme von Hotelkosten ist stark eingeschränkt. Die Stiftung Warentest empfiehlt daher den Blick ins Kleingedruckte.

Gefährliche Unterversicherung: Von der gewählten Versicherungssumme, die im Schadensfall gezahlt wird, hängt der Jahresbeitrag ab. Ist diese niedriger als der tatsächliche Wert des Hausrats, besteht eine Unterversicherung.Dann ersetzt die Versicherung nur einen Teil des Schadens. Ein Beispiel: eine Kundin hat eine Versicherungssumme von 50.000 Euro vereinbart. Der tatsächliche Wert ihres gesamten Hausrats beläuft sich auf 100.000 Euro. Bei einem Schaden von 10.000 Eurozahlt die Versicherung dann nur 5.000 Euro, weil die Kunden zur Hälfteunterversichert war. Kunden können deshalb einen Verzicht auf Unterversicherung vereinbaren. Meist sind 650 Europro Quadratmeter versichert, bei der 100 m² Wohnung des Modellkunden also 65.000 Euro. Um nicht über-oder unterversichert zu sein, sollten Kunden ihren Hausratgewissenhaft bewerten und dabei den Neupreis ansetzen. Schlechte Altverträge: Mancher schlechte oder teure Anbieter setztauch auf die Trägheit der Kundinnen und Kunden,die glauben, mit einem Vertrag ist alles erledigt. Dieser Trugschluss kann teure Folgen nach sich ziehen. So ist in vielen alten Verträgen vorgesehen, die Auszahlung im Schadensfall zu kürzen, wenn Kunden grobfahrlässig handeln, also etwa den Topf auf dem angeschalteten Herd stehen lassen und einkaufen gehen. Häufig sind in alten Verträgen auch Elementarschäden nicht eingeschlossen. Oder es fehlt Extras, an die früher keiner dachte: wie etwa der Schutz bei Einbruch im Wohnmobil, in der Schiffskabine bei einer Kreuzfahrt, Lecksin Wasserbetten oder wie ein Zusatzschutz für teure E-Bikes. Deshalb raten Experten: alte Verträge prüfen, wenn nötig, Police aktualisieren oder kündigen, Angebote vergleichen und neuen Vertrag abschließen.