Immobilienmediation. Miteinander statt Gegeneinander.

Mediation – die Chance für eine schnelle, kostengünstige und außergerichtliche Konfliktlösung. Kleinere und größere Konflikte gehören zum menschlichen Miteinander. Sie begegnen uns in der Familie, im Freundes-und Bekanntenkreis oder im Berufsleben. Per definitionem ist ein Konflikt der Zustand, in dem zwei –oder mehrere -Parteienihre individuellen Ziele, Interessen und Wertvorstellungen nicht miteinander vereinbaren können. Die alltäglichen kleinen Konflikte lassen sich meistens durch konstruktive Diskussion schnell wieder beilegen, große Streitigkeiten enden aber nicht selten vor Gericht. Starke Emotionen wie Wut, Enttäuschung oder auch Aggression tragen dazu bei, dass eine Lösung des Problems oft in weite Ferne rückt. Den Statistiken zufolge ist jeder vierte Einwohner Deutschlands in einen Rechtsstreit verwickelt. Die meisten vor Gericht ausgetragenen Konflikte betreffen das Privatleben, gefolgt vom Straßenverkehr und der Arbeit. 11 Prozent der Gerichtsverfahren werden im Bereich „Wohnen“ geführt. Nicht verwunderlich, geht es bei Immobilien doch um erhebliche Vermögenswerte.

Mediation ist ein Verfahren zur Konfliktlösung. Es wurde Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA entwickelt und wird in vielen Bereichen angewandt. Findet die Mediation zur Vermittlung bei Immobilienstreitigkeiten statt, spricht man von Immobilienmediation. Dabei vermittelt einMediator als unparteiischer, ausdrücklich von den Parteien des Konflikts akzeptierter Dritter. Im Vergleich zu gerichtlichen Auseinandersetzungen bringt die außergerichtliche Mediation die Chance mit sich, Konflikte einvernehmlich, schnell, unbürokratisch, kostengünstig und diskret beizulegen.

Was tut ein Immobilienmediator?

Ein Mediator führt, steuert und leitet die Beteiligten während der Mediationsverhandlungen als neutraler und unabhängiger Dritter. Er ist dabei weder urteilender Richter, noch Entscheidungsträger, psychologischer Ratgeber, Interessenvertreter oder Rechtsberater. Der Immobilienmediator kontrolliert das Mediationsverfahren, organisiert die Rahmenbedingungen für die Verhandlungen und regelt deren Verlauf. Ein Mediator lenkt die Kommunikation durch gezielte Fragetechniken und aktives Zuhören. So unterstützt er die Parteien bei der Definition des Konflikts und hilft ihnen, selbst nach interessengerechten Lösungen zu suchen. Emotionen, Ansprüche und Interessen beider Parteien werden behutsam zur Sprache gebracht. Die Beteiligten werden so dazu angeregt, die Perspektive auf den Konflikt zu ändern und sich jeweils in die Lage des anderen zu versetzen. Der Mediator unterstützt die Beteiligten bei der Definition eines fairen, angemessenen Ziels der Verhandlung und der Entscheidungsfindung. Das Besondere an einer Mediation: Die Parteien erarbeiten die Konfliktlösung selbst. Am Ende der Verhandlungen stehen maßgeschneiderte Lösungen („win-win-Situation“), die von den Beteiligten freiwillig umgesetzt werden.

Der Verhaltenskodex des Immobilienmediators.

Neutralitätgehört zu den wichtigsten Grundsätzen eines Mediators. Er behandelt beide Parteien unbefangen gleich, niemand wird bevorzugt oder vernachlässigt. Informationen werden gleichmäßig allen Parteien zugänglich gemacht. Ein Mediator agiert nicht als Richter über dieeine oder die andere Seite, sondern leitet vielmehr das Verfahren so, dass die Interessen aller Beteiligten Beachtung finden.

Die Unabhängigkeit des Mediators von den Parteien ist ein weiterer wichtiger Grundsatz. Es darf keine personelle oder wirtschaftliche Abhängigkeit zu den Medianden bestehen.

Allparteilichkeit zeichnet einen Mediator ebenfalls aus. Als unparteiischer Vermittler achtet er darauf, dass die Parteien im Mediationsverfahren genügend Zeit haben, ihre Anliegen zu erklären. Der Mediator begegnet beiden Seiten gleichermaßen gerecht, offen und vorbehaltlos. So entsteht Chancengleichheit auf eine faire Verhandlung.

Fairness ist für einen Mediator obligatorisch. Er hat sicherzustellen, dass alle Parteien in angemessener Weise in das Mediationsverfahren eingebunden werden. Außerdem wird er auf die Möglichkeit der Beendigung des Verfahrens hinweisen, wenn er die vereinbarten Regelungen für nicht umsetzbar oder rechtswidrig hält.

Mediatoren müssen Diskretion im Hinblick auf alle Informationen aus den Verhandlungen und deren Zusammenhang sowie auf die Mediation als solche wahren. So darf der Mediator Informationen, welche die einzelnen Parteien ihm anvertraut haben, nicht ohne deren Zustimmung den anderen Teilnehmern zugänglich machen. Die Verpflichtung zur Vertraulichkeit des Mediators wird nur dann eingeschränkt, wenn er aus gesetzlichen Gründen oder Gründen der öffentlichen Ordnung zur Offenlegung von Informationen verpflichtet ist.

Fachliche Kompetenz: Mediatoren müssen in Mediationsverfahren kenntnisreich sowie sach-und fachkundig sein. Vorzuweisen sind sowohl die einschlägige Ausbildung und dauerhafte Fortbildung als auch Erfahrungen in der Anwendung verschiedener Mediationstechnikennach Standard und Zulassungsreglement.Spezifisches Fachwissen in bestimmten Mediationsbereichen (z.B. Immobilien) ist besonders hilfreich für eine professionelle, umfassende und ganzheitliche Betreuung der Konfliktparteien.

In welchen Bereichen wird Immobilienmediation angewandt?

Bei Erbauseinandersetzungen und Scheidungen kommt es häufig zu Komplikationen und Uneinigkeiten, wenn jeder seine eigenen Interessen durchsetzen möchte. Gehören Häuser, Wohnungen oder sonstiger Grundbesitz zum Nachlass oder gemeinsamen Eigentum der Partner wird eskomplex und vielschichtig, denn anders als Geldvermögen lässt sich eine Immobilie schwieriger teilen. Soll die Erb-oder Scheidungs-Immobilie erhalten bleiben? Soll sie vermietet oder verkauft werden oder will einer der Miterben/ Partner die Immobilie selbst nutzen? Wie hoch ist der Wert der Immobilie?

Besonders schwierig wird es, wenn die Parteien gar nicht mehr miteinander sprechen. Wenn Enttäuschungen und Kränkungen einen konstruktiven Dialog unmöglich machen oder nur noch über Anwälte kommuniziert wird. In dieser Situation ist eine Immobilienmediation sinnvoll und wird zunehmend nachgefragt. In einer Immobilienmediation können die bereits mit einem Anwalt entwickelten Lösungen aufgegriffen und etwaige Bedenken individuell besprochen werden. Außerdem werden nicht nur sachliche Themen strukturiert bearbeitet, sondern auch emotionale Belastungen für die Zukunft geklärt, um zusammen eine eigenverantwortliche Lösung für die Immobilie zu finden. Die in der Erbschafts-oder Scheidungsmediation erarbeiteten Konfliktlösungen können in einer privatrechtlichen Vereinbarung aufgenommen werden. Diese ist für alle Parteien zwar bindend, unterliegt aber nicht wie ein gerichtlicher Titel der Vollstreckung. Bei Verstößen gegen diese Vereinbarung bleiben die Rechtswege zum Gerichtsprozess offen. Der Gesetzgeber unterstützt das Mediationsverfahren durch das seitens des Bundesjustizministeriums erwirkte Gesetz zur Förderung der Mediation und anderer Verfahren der außergerichtlichen Konfliktbeilegung.

Weitere Bereiche, in denen eine Immobilienmediation sinnvoll ist:
Wohnungswirtschaft: Sehr häufig kommt es zwischen Mietern, Vermietern, Wohnungseigentümern, Hausverwaltungen sowie sonstigen Partnern oder Dienstleistern zu Konflikten. Die Einstellung von Zahlungenwegen vermeintlichen Mangels der Mietsache oder ein Nachbarschaftsstreit wegen Lärmbelästigung landen nicht selten vor Gericht oder dem Schiedsmann. Ein professioneller Immobilienmediator kann den Parteien helfen, derartige Streitigkeiten nachhaltig und effizient beizulegen und zu lösen.
Baustreitigkeiten: BeiBauplanung und Bauphase kann es häufig zu Streitigkeiten zwischen allen Beteiligten kommen -Investoren, Bauherren, Architekten, Planern, Handwerkern, Bauträgern und nicht zuletzt auch Gemeinden, Versicherungen oder Hausverwaltungen. Bei den Streitigkeiten geht es vielfach um Leistungen, Kosten, Qualitäten und Termine. Differenzen beim Bau behindern jedoch die einzelnen Bauabschnitte und blockieren das eigentliche Ziel -nämlich den gemeinsamen Erfolg am Bauprojekt. Bei einer Mediation wird eine zukunftsorientierte, rechtsverbindliche und nachhaltige Lösung erarbeitet, mit der alle Parteien eine für sie tragbare Lösung erreichen