KEEP COOL: WAS HILFT, DAMIT DIE WOHNUNG IM SOMMER NICHT ZUR SAUNA WIRD? UND WAS IST BEI DER DÄMMUNG ZU BEACHTEN?

 

Fragt man Experten nach Alltagstipps gegen die Hitze, geht es meistens erst mal ums Lüften. So sei es wichtig, die Fenster nicht den ganzen Tag zu kippen, sondern sie konsequent geschlossen zu halten und nur morgens und abends gut zu lüften, wenn die Sonne weg ist. Hilfreich seien außerdem Verschattungssysteme wie Rollos, Markisen, Jalousien oder Sonnenschutzfolien. Der Sonnenschutz sollte möglichst außen angebracht werden, um die Wärme gar nicht erst in die Räume zu lassen. Eine natürliche Verschattung bewirken auch begrünte Hausfassaden und Dächer, denn Pflanzen wir Efeu schirmen die Außenwände vor den Sonnenstrahlen ab. Hat man das alles nicht, greifen viele zum Ventilator. Doch die Geräte verbrauchen Strom und erzeugen deshalb selbst Wärme, außerdem sind sie nicht in der Lage, die Wohnung zu kühlen. Sie sorgen lediglich für ein angenehmes Lüftchen, weshalb sie immer ausgeschaltet werden sollten, wenn keine Person im Raum ist, genauso wie Geräte im Stand-by-Modus, um keine unnötige Wärme zu produzieren. Weitere Tipps wie ein weißes Tuch vor das Fenster zu hängen oder Wasserschüsseln in der Wohnung aufzustellen, können zwar für den Moment helfen, sind aber nicht nachhaltig.

Langfristig sei vor allem eines sinnvoll, da sind sich Experten einig: eine energetische Sanierung! Auch in Anbetracht der durch den Klimawandel häufiger werdenden Hitzewellen. Für diejenigen, die Eigentümer sind und es sich leisten können, lohnt es sich definitiv, in eine Dämmung zu investieren, raten Experten. Diese schütze im Winter vor der Kälte und im Sommer vor der Hitze. Dabei ist aber einiges zu beachten: während bei den Außenwänden standardmäßige Dämmstoffe angebracht werden und eher die Stärke eine Rolle spiele (laut Gebäudeenergiegesetz zwischen 12 und 16 Zentimeter), sei im Fall einer Dachgeschosswohnung auch die Auswahl der Materialien entscheidend. Denn nicht alle Stoffe, die vor Kälte isolieren, schützen auch gut vor Wärme.

Für Dachgeschosswohnungen geeignet und für alle Jahreszeiten passend sind laut Energieberatern zum Beispiel Zelluloseflocken, die aus Zeitungspapier bestehen. Und was ist mit einer Wärmepumpe mit Kühlfunktion? Diese sei in manchen Fällen, zum Beispiel, wenn man sowieso eine neue Heizungsanlage einbaut, eine gute Idee, aber insgesamt sei eine ordentliche Dämmung das bessere Mittel gegen die Hitze, erklären Energieberater. Denn eine Wärmepumpe verbraucht für die Kühlfunktion Energie, während man sich mit einer gut isolierten Wohnung auch die sparen kann. Das gleiche gilt umso mehr für Klimaanlagen, die energieintensiv und teuer sind.

Laut Umfragen haben nur ungefähr 3 % der Wohnungen in Deutschland ein Klimatisierungssystem, bei Büros ist der Anteil deutlich höher. Doch das Hitzeproblem lässt sich natürlich nicht allein in den eigenen vier Wänden lösen. Wir müssen künftig anders bauen und anders planen. Gerade in Gebieten, wo viel Beton und Asphalt zum Einsatz kommen, ist die Hitze ein ernst zu nehmendes Problem. Denn diese Materialien können besonders viel Wärme speichern, die nachts wieder abgegeben wird. Das führt dazu, dass die Temperatur nicht ausreichend sinken und der Körper sich nicht erholen können. Wegen der stärkeren Bebauung staut sich die Hitze in Städten eher, gerade nachts kann der Unterschied zwischen Stadt und Land bis zu 10° betragen. Dazu kommt noch eine andere Entwicklung von globalem Ausmaß: während Mitte des 20. Jahrhunderts etwa 30 % der Menschen in den urbanen Zentren der Welt wohnten, sind es heute schon mehr als die Hälfte. Bis 2050 werden voraussichtlich 80 % der Weltbevölkerung in Städten leben.

Dass es auch ohne Klimaanlage gehen kann, hat sich schon in der Antike gezeigt: in Griechenland waren die Außenwände weiß oder zumindest hell gestrichen nicht aus ästhetischen Gründen, sondern um die Sonnenstrahlen besser zu reflektieren. Im antiken Rom und anderen Kulturen rund um das Mittelmeer baute man die Häuser mit Innenhöfen, die vor indirektem Licht schützen. Diese Höfe wurden wegen eines kühleren Raumklimas mit Pflanzen oder Brunnen ausgestattet, auch Loggien hatten eine schattenspendende Funktion. In manchen persischen Gegenden wurden auf den Dächern Windtürme gebaut, um eine natürliche Lüftung zu schaffen.

Natürlich kann man Gebäude und ganze Städte nicht von heute auf morgen umbauen, einige Maßnahmen sind allerdings recht gut umsetzbar. Erstens: mehr Bäume pflanzen. Denn Bäume liefern Schatten, außerdem verdunsten sie erhebliche Mengen Wasser und produzieren dadurch Kälte. Zweitens: neue, biogene Baumaterialien. Holz zum Beispiel sei laut Experten ein guter Isolator und habe einen deutlich besseren ökologischen Fußabdruck als Beton. Auch künstliche Seen und Brunnen helfen dabei, tagsüber die Temperatur zu senken. Wasser kann allerdings viel Wärme speichern und gibt sie ebenfalls nachts wieder ab. Gefährlich kann Hitzen vor allem für ältere Menschen und Kleinkinder werden. Experten appellieren deshalb an die Menschen, sich dem Klima anzupassen und sich dem entsprechend zu verhalten, heißt: genügend trinken, Schatten suchen, aber auch die Wohnung nachts zu lüften. Von der Politik wünschen sich Experten intelligente Konzepte, die schnell umsetzbar sind. Das Problem der Hitze ist in Deutschland bewältigbar, so die allgemeine Meinung. Jetzt müsse man aber handeln.